Lerche hat geschrieben:Das seh ich ganz genau so. Effektivität ist nicht immer alles.
Und obwohl ich von Literatur keine Ahnung habe denke ich doch, daß z.B. Goethes Faust nicht deshalb relativ umfangreich ist, weil die Sprache so unpräzise ist, daß ellenlange Umschreibungen nötig sind. Vielleicht hätte er das, was er mit seinem Werk aussagen wollte, auch in fünf prägnanten Sätzen formulieren können. Aber wer will denn einen Text lesen, der wie ein technisches Nachschlagewerk daherkommt?
Also wenn du "nur" Faust I meinst, dann muss ich sagen: umfangreich finde ich den nicht o.O Aber das nur am Rande... xD
Zum Thema:
Dinge, die materiell nicht existieren oder sehr abstrakt sind, kann man schon mit unserer Sprache erklären. Es gibt tonnenweise Begriffe dafür. Das Problem: es sind so viele Fachausdrücke (aus Latein und aus dem Griechischen), dass ein "Normalsterblicher" damit kaum was anfangen kann. Und da wir sie nicht im Alltagsleben brauchen, können wir sie auch nicht.
Wer redet schon täglich von der Transzendenz in der Immanenz? Kaum jemand...
Und selbst wenn: man könnte auch Begriffe erfinden/ableiten, die das bezeichnen, was man meint. Das führt aber meistens zu großen Verzettelungen und Verwirrung, so dass man es meistens doch bleiben lässt.
Zur Beschreibung für Menschen mit behinderten Sinnesorganen: Das ist in der Tat heikel, weil unsere Kommunikation, wenn sie nur aus Sprache bestehen würde, ohnehin echt erbärmlich wäre. (Sprache selbst ist schon einigermaßen komplex, aber nicht jeder kann diese Komplexität verstehen. Ich kann jemandem erklären, was Ironie ist, aber sie in einem Text selbständig erkennen, das ist etwas anderes....).
Sprache entsteht aus unseren Gedanken in Form von Bildern, Empfindungen und Erinnerungen. Hat jemand nie ein "Bild" (also Farben und Konturen) gesehen, entwickelt sich sein verständnis für Sprache auch anders. (Niemand mit angeborener Bildheit würde verstehen, warum jemand so lange einen einzigen Baum beschreibt) Für solche Zwecke ist das "Konzept" Sprache also zu begrenzt. Das Problem liegt aber dabei schon bei der Entstehung von Sprache/unserem Verständnis dafür/ unserem Gebrauch.
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Einem sehr sensiblen blinden Menschen könnte man eine abstrakte Information (zB eine Landschaft) durch andere Sinneseindrücke vermitteln, so dass dieser "sich ein Bild machen kann". Er wird es aber stets anders empfinden (jenseits der ohnehin subjektiven Wahrnehmung).
Es würde daraus logischerweise ein endloser Diskurs über den Nutzen von Kommunikation an sich folgen, den niemand freiwillig führen würde, weil er relativ nichtsnutzig ist....
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Und um Sprache mal anders zu betrachten: Zweideutigkeit ist ein beliebtes rhetorisches Mittel. Eben weil hinter Begriffen sehr viel stecken kann, ist es ja auch so interessant, damit zu "spielen", was der Leser beim Lesen denkt.
Nur so werden Andeutungen, Ironie und überhaupt umfassende(ere)s Verständnis überhaupt möglich.
Dazu kommt, dass JEDE Form von Kommunikation zu missverständnissen führen kann. Auch Tieren kann das passieren.
Nichts und niemand ist perfekt, sonst wäre es ja langweilig und auf die Subjektivität würde ich auch zu keiner Zeit verzichten wollen.
*Senfdose zumacht*
"Wenn das Mädchen wusste was/wo es ist und der Junge nicht, dann Tippe ich auf den G-Punkt!"